PASSERgiata 2019
Kieselsteine am Flussufer üben auf viele Menschen eine Faszination aus. Das Wasser bewegt und bearbeitet sie, macht die Oberfläche immer glatter, den Sand immer feiner. Er hat einen ganz eigenen Geruch und ist angenehm zum Angreifen. Dazu kommt noch das Rauschen des Wassers und die Reflexion des Lichts in den sich brechenden Wellen.
Davon handelt PASSERgiata, das im Oktober 2019 bei einem residency Projekt von kunstmeranoarte und dem Kulturamt der Stadt Salzburg entstanden ist.
Es geht um verschiedene Zugänge zum Thema Zeit.
Ausgangspunkt waren Wanderungen entlang der Passer vom Ursprung am Timmelsjoch (2509m) bis zur Mündung in die Eisack (294m ) in Meran.
Dem Wandern ist das Weggehen und Ankommen als Prozess des Distanz- Gewinnens eingeschrieben. Im Lauf der Zeit fügten sich Eindrücke zu einem Gesamtbild.
Im Mittelpunkt steht das Flussbett der Passer, Szenarium jener Steine, die durch die Erosion aus den Bergen ins Tal kommen und durch das Flussbett rollen. Über den Verlauf von 42 km habe ich an 6 Orten Flusskiesel und Sand entnommen: In Schönau, Rabenstein, Moos, St. Leonhard beim Sandwirt, Saltaus und schließlich in Meran. Ihre feinsäuberliche Anordnung in 6 „Schaukästen“ macht diese Veränderung anschaulich.
Zur Zeit des Sammelns, die mit dem Wandern verbunden ist kommt dann noch jene des Ordnens.
Ordnen bedeutet für mich, eine Beziehung herzustellen, indem ich die Fülle in kleinere oder einzelnen Elemente zerlege. Dabei ensteht etwas merk – würdiges: durch die Isolierung bekommt jedes Element besondere Aufmerksamkeit, gleichzeitig macht es die Aufzählung möglich, die Eigenheiten und Besonderheiten miteinander zu vergleichen und wertzuschätzen.
Auf ganz einfache Weise wird dabei erahnbar, welche geologischen Prozesse in diesen Zeit- Zeugen anschaulich werden.
Magmatische Umwandlungsgesteine der Erdkruste (1 Mrd Jahre) und Sedimentgesteine mit einem Alter von 580 Mill. Jahren sind das Abbild der geologischen Zeit. Der Stubaier und Ötztaler Kristallin im Norden, der Schneebergzug in der Mitte und die Zone der alten Gneise im Süden beliefern die Passer mit Gneisen, Glimmerschiefern mit Mineralieneinschlüssen, Graniten, Quarziten und Marmor. Die Moränen des Schneebergzugs spiegeln in Farbe und Struktur die ungewöhnlich vielfältige Gesteinswelt wieder. Das alles kann man in der Passer finden.
So erzählen diese 6 Objektkästen in mehrfacher Hinsicht von der Zeit.