falamaleikum
Erfahrungen zwischen Mauthausen und Forumtheater
Klasse 8a 1997/98
Wer die Vergangenheit vergisst, ist gezwungen, sie zu wiederholen
„falamaleikum. Erfahrungen zwischen Mauthausen und Forumtheater“
Ein Projekt derKlasse 8 A 1997/98
Das Video ist das Ergebnis eines komplexen Lernprozesses, dessen Ziel es war, Erfahrungen mit Geschichte und Zeitgeschichte in Beziehung zu setzen mit der individuellen Entwicklung, dem eigenen Wertesystem und der persönlichen Weltanschauung.
Formen der Kommunikation wurden erprobt , Konflikte (Ausgrenzung, Intoleranz, Gewalt) szenisch dargestellt. Mit der Methode des Forumtheaters haben wir Fragen gestellt, nach Antworten gesucht und verschiedene Möglichkeiten durchgespielt, um zu gewaltfreien Lösungen zu kommen.
In diesen Prozess sind eine Menge von Themen aus dem Unterricht in Geschichte einbezogen und verarbeitet. Sie bildeten die Vorbereitung für die Exkursion nach Mauthausen (26.11.) und den Forumtheater-Workshop am darauffolgenden Tag.
Hier ging es darum, in nicht alltäglichen Situationen von Betroffenheit persönlich Stellung zu beziehen und Konsequenzen für das eigene Handeln zu erkennen.
„Besonders bewegt hat mich das Erlebnis im Bus bei der Heimfahrt vom Workshop, sozusagen als krönender Abschluss, als ein vermutlich betrunkener Mann Ausländer beschimpfte und eine Frau mit zwei Kindern als Ausländernutte bezeichnete. Als Clemens und ich in die Situation eingriffen und den Mann zur Rede stellten, wurden wir vor allen Leuten im Bus wüst beschimpft, was mir aber egal war, da ich wusste, ich hatte etwas bewirkt. Der Mann ließ die Frau in Ruhe und beschimpfte uns. In diesem Moment wurde mir die ganze Bedeutung unseres Projekts eigentlich erst klar. Ich ließ mir alles durch den Kopf gehen: Propagandafilme, Widerstand, Mauthausen, Herr Kuhn und dieser Workshop. Wir sollten daraus lernen und versuchen, solche Geschehnisse in Zukunft zu verhindern und in diesem Moment merkte ich, dass ich diesen Punkt erreicht habe. Nicht für die Schule, sondern für das Leben lernen wir – doch keine leere Aussage?“ (Martin Hasenöhrl)
Das Projekt war eingebettet in eine Reihe von verschiedenen Aktivitäten:
Vorher:
- Was macht mich betroffen an der Zeit von 1938 – 1945 in Österreich?
- Analyse von Filmen über den 2. Weltkrieg . Film als Geschichte -Geschichte im Film (Dokumentation, Private Schmalfilme v. Soldaten, Propagandafilme, Spielfilme).
- Ausstellungsbesuch „Anne Frank“. Workshop Forumtheater (Einführung)
- Widerstand (Weisse Rose)
- Analyse des Faschismus. Revisionismus, Neonazis
- Theaterbesuch Burgtheater: Thomas Bernhard; Heldenplatz.
Exkursion Mauthausen (26. Nov.1997): Begegnung mit dem Zeitzeugen Leo Kuhn (Lagergemeinschaft Mauthausen). Seine Führung war ein Plädoyer , aktiv im persönlichen und öffentlichen Bereich für die demokratische Ordnung und gegen Gewalt einzutreten.
Workshop Forumtheater (27.Nov.) als handlungsbezogene Reflexion und Aufarbeitung des gesamten Themas mit einem starken persönlichen Bezug nach der Methode von Augusto Boal:
Spielen von Konflikten, Erfahren wie Reaktionen /Handlungen wirken, Vertreten von Standpunkten vor einer Öffentlichkeit, Situationen szenisch , gestisch und verbal darstellen.
Persönliche Erfahrungen ausdrücken, Situationen Spielen und im Verändern von Handlungsmustern Lösungen suchen.
Nachher:
Video:Erarbeiten eines Drehbuchs für ein Video unter Einbeziehung von Aussagen von Leo Kuhn, von literarischen Texten (Celan, Jandl, Bernhard), von eigenen Reflexionen und von Ausschnitten aus dem Workshop.
Wolfgang Richter